Indonesien Teil II – Lake Toba und Pulau Bintan

Leben am Rande eines Pulverfasses

Jede*r von uns hat schon mal Bilder oder Videos in den Medien gesehen, von Vulkanen die ausbrechen. Aber wie lebt es sich auf einem Vulkan See und wie fühlt es sich an auf einem Vulkan zu stehen der tosend und grollend heißes Wasser und diverse Gase von sich spuckt? Um dieser Frage nachzugehen haben wir keine Mühen gescheut und sind 7 Stunden und ca. 250km ins Landesinnere von Sumatra gefahren. Erster Halt: Tobasee. Ein Kratersee. Einige mögen jetzt sagen: “Toll, hab ich in der Eifel schon gesehen. 🥱” aber auf der anderen Seite der Welt ist alles etwas anders. Größer … mit 87km Länge und 27km breite und einer Gesamtfläche von 1776,5 km2 inkl. der 647 km2 großen Halbinsel Samosir, ist er der größte Kratersee der Welt und der größte See Indonesiens.

Angeblich ist der Kessel des Supervulkans Toba vor ca 74.000 Jahren durch eine Eruption entstanden. Man findet heute noch Asche von Toba im Indischen Ozean und sogar in Indien. Durch den Ausbruch von Toba soll es auf der Erde sogar um ca. 3 – 17 Grad Celsius kälter geworden sein. Ein Hoch auf den Neanderthaler der damit damals klar gekommen ist 🙂

Heute leben tausende Menschen um den Kratersee herum und sogar auf der Halbinsel, auf die nur eine Straße führt. Die Menschen bauen dort Reis, Kakao, Avocados, Mangos und Mais an. Außerdem gibt es diverse Fischfarmen und auch in den Hochebenen der Insel Rinder und ein Schwein, welches uns gesehen und den Schock seines Lebens bekommen hat. Es lief so schnell von uns weg, ihr macht euch kein Bild 🙈

Während der Woche wird gearbeitet. Am Freitag und Samstag Abend mit Livemusik gefeiert. Denn hier ist die Mehrheit der Einwohner christlichen Glaubens und vom Stamm der Batak.

Was passiert, wenn man um 12 Uhr mit einem Roller zu zweit los fährt und sich spontan überlegt sich einen See auf der Halbinsel anzuschauen, der noch höher liegt und sich dann auch noch entscheidet einen anderen Weg zurück zu nehmen, das durften wir auch erleben 😉 Wir kamen fertig, ohne Steißbein und gut gebräunt im Dunkeln gegen 20 Uhr an unserem Guesthouse an und waren gegen Ende der Rollerfahrt von den Einheimischen kaum zu unterscheiden. Überholen heißt 1x Hupen, um auf sich aufmerksam zu machen. Vor Kurven, 2x Hupen, damit jeder weiß, dass man kommt. Zum Beschweren, lange Hupen (so wie in Deutschland auch) und wenn die Kinder „Hallo“ schreien und anfangen wild zu winken: Hupen, Winken und Lächeln. 🙂 Touristen aus Europa sieht man hier nicht oft. Tatjana und Artur sind jetzt auch bereits auf diversesten Bildern von den Einheimischen auf Sumatra fotografiert worden. Sowohl solo wie auch mit der halben Familie ☺️

Nach dem Toba See haben wir uns aufgemacht zum Vulkan Sibayak in Berastagi. Nach der Nachtfahrt aus Ketambe nach Singkil wollten wir an diesem Tag die öffentlichen Verkehrsmittel ausprobieren und das ganz Royal 😊. Es gab die Auswahl zwischen Royal Taxi und Executive Taxi. Also unter Royal geht nix, dachten wir. Es ging für 5 Stunden royal weiter nach Berastagi. Die Fahrt war anders aber ähnlich abenteuerlich wie die Nachtfahrt im Shared Taxi. Nach unserer Wahrnehmung ist der Fahrer einmal bei voller Fahrt eingenickt und auf die Gegenfahrbahn gedüst. Mit lauten Rufen haben wir ihn wieder zurück in die Realität geholt. Oh man, … Wir sind heile in Berastagi angekommen.

Dort ganz in der Nähe zu sehen, ist der aktive Vulkan Sinabing, welcher 2460m hoch und aktiv ist. Deshalb darf dieser aus Sicherheitsgründen nicht erklommen werden. Für uns beiden Amateur-Vulkanforscher reicht der 2180m hohe Gunung Sibayak, wie er auf Indonesisch heißt. Das war schon Adrenalin genug, morgens um 4:40 Uhr mit Stirnlampe in totaler Finsternis am Fuß des Vulkans mit unserem Führer und 2 weiteren Amateurforschern loszustapfen um pünktlich zum Sonnenaufgang auf der Spitze des Kraters zu sein. Es war hart! Der Ausblick und der Sonnenaufgang war aber traumhaft und hat jeden Schweißtropfen und jede der 5 fehlenden Stunden Schlaf entschädigt. Schaut am besten selbst 🙂

Zum Simbayak selbst. Er ist ein Stratovulkan oder auch Schichtvulkan. Das bedeutet er besteht aus mehreren unterschiedlichen Schichten von Lava und anderen „weichen Maßen“. Diese Zusammensetzung konnten wir beim erklimmen teilweise sehen. Oben angekommen wurde es langsam hell und laut. Als ob ein Düsenjet startet. Dazu aber nicht der Geruch von Kerosin, sondern von faulen Eiern. Rauchschwaden von Schwefel zogen vorbei. Anhalten und nachschauen? Auf keinen Fall. Erst mal zur Spitze. An den Rand des Kraters um den Sonnenaufgang zu sehen. Für den Schwefel und die heißen Quellen bleibt später noch Zeit.

Jetzt endlich die Bilder 🙂

Nach ca. 1 Stunde ging es dann eine Ebene tiefer. In den Krater. Da wo es dampfte, blubberte und stank. Diese Hitze zu spüren, das kochende Wasser zu sehen und diesen Druck zu spüren mit dem die Gase aus den Löchern geschossen kamen, war beeindruckend und zugleich furchteinflössen. Warum? Weil es uns noch einmal gezeigt hat, wie „klein“ wir eigentlich sind. Bereits auf dem Meer zu den Banjak Inseln hat uns die Strömung und der Wind gezeigt, wer eigentlich das Sagen hat und auch auf dem Vulkan waren wir nur „machtlose“ Besucher.

Wieder am Fuß des Vulkans angekommen ging es dann eine Schotterpiste lang zu den heissen Quellen. Unterwegs an einem Dampfturbinenkraftwerk von Pertamina vorbei (https://www.pge.pertamina.com/en) welche aus Geothermie Strom produzieren. Und das nicht nur auf Sumatra 🙂

Da um 9 Uhr morgens mit zu wenig Schlaf, unsere die Stimmung nicht nach Baden in unterschiedlich warmen Solebecken war, hielten wir einmal die Hand hinein und begnügten uns mit einem Kaffee, bevor es danach zum Frühstück zurück ins Guesthouse ging.

Der letzte Ausbruch des Sibayak war 1881. er wird so wie alle anderen Vulkane weltweit überwacht um festzustellen wann er ggf. wieder ausbrechen könnte:

https://volcano.si.edu/volcano.cfm?vn=261070

Pulau Bintan

Die Hauptinsel von Sumatra hat natürlich noch viel mehr zu bieten, alleine hier könnten wir locker 3 Monate verbringen, aber: die Weiterreise zu unseren Freunden nach Australien ist schon gebucht. Am 22.06 geht es rüber. Über den Äquator. Von Singapur aus 🙂

Deshalb ist unser nächster Stopp: Pulau Bintam. Eine Insel die auch zu Sumatra, genauer zu den Riau Inseln gehört und gegenüber von Singapur liegt. Nach dem ganzen frühen aufstehen, dem vielen rumgelaufe, ist erst einmal wieder etwas Entspannung angesagt. Auf dem Weg mit dem Speedboat nach Tanjunguban haben wir Jamil kennengelernt. Er nimmt die Fähre regelmäßig und ist routiniert darin. Wir hingegen: verloren, zwischen 15 unterschiedlichen Booten und dem Zeitdruck, dass unser Boot in 10 Minuten ablegt. Jamil hat uns zum Boot begleitet, hat sich sehr über uns amüsiert, als wir ihm gesagt haben, dass wir am Zielort noch keine Beförderungsmöglichkeit organisiert haben und dass wir wohl die einzigen westlichen Touristen dort sind. Er selbst ist Kriminologe und arbeitet bei der Polizei auf der Insel. Nanja… lange Rede… nach 30 Minuten Bootsfahrt hat er uns angeboten uns zu unserem Hotel zu bringen, welches mehr oder weniger auf seinem Weg liegt. Es war eine sehr lustige Fahrt mit ihm, einen Kollegen der Polizei, welcher in der IT Abteilung dort arbeitet und uns.

Auf oder besser in den Gewässern der Riau Inseln lebt ein ethnisches Volk von Seenormaden, die Orang Laut. Vor der Küste unserer Unterkunft waren in relativ weiter Ferne ganz viele kleine schwimmenden Inseln zu erkennen. Wir haben mehrere Tage gerätselt, was es wohl damit auf sich hat und auf schwimmende Bungalow Hotels getippt. Eines morgens konnten wir das Geheimnis lüften, es sind die schwimmenden Flöße der Orang Laut. Wenn etwas repariert werden muss oder ein Unwetter droht werden diese Flöße Richtung Ufer geschleppt. So hatten wir an diesem Morgen das Glück vor dem Ufer unserer Unterkunft ein solches Floß aus nächster Nähe zu betrachten. Echt toll. Die Orang Laut leben auf den Flößen und fangen mit selbstgebauten Konstruktionen kleine Fische.

Und hier noch ein paar Impressionen von unserer letzten Unterkunft, die wir insbesondere aufgrund ihres ausgeprägten Nachhaltigkeitsengagements ausgesucht haben (siehe Bild mit grünem Zettel). Das braune Wasser im Meer kam von dem Mangroven-Flusswasser, welches durch einen starken Regenschauer am Morgen ins Meer gedrückt wurde. Die Farbe kommt durch Gerbstoffe und Huminsäuren von Mangrovenwurzeln zustande 🙂

Das war Indonesien. Uns sind sehr viele nette und hilfsbereite Menschen begegnet, die versucht haben mit Händen und Füßen mit uns zu kommunizieren, da Englisch nicht weit verbreitet ist, in den Gebieten wo wir uns bewegt haben. Weiter geht es zu einem 2 nächtigen Intermezzo mit Singapur, bevor es weiter nach Australien geht 🙂

2 Antworten

  1. Danke für Euren Bericht, der sich so gut liest und mit den vielen Fotos richtig gute Eindrücke vermittelt. Toll auch eure kleinen Stories von den Abenteuern, mit Stirnlampe in totaler Finsternis los, der eingenickte Fahrer am Steuer, das nachhaltige Hotel mit den netten Worten für ihren Beitrag in der Welt und das Danke an die Gäste.. hat alles mein Herz berührt. Danke!! Ich freue mich auf Euren nächsten Bericht und schicke euch eine herzliche Umarmung von Hamburg direkt ans andere Ende der Welt! 🙂

  2. Sehr interessant nicht nur die Landschaften sondern auch die Leute: das macht die Freude an Reisen! Ich warte gespannt an eure nächsten Bericht.

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