Brasilien – vom Jaguar zum Wasserfall
Brasilien war schon in Sichtweite und doch so fern. Die Grenzformalitäten auf der bolivianischen Seite hatten es wirklich in sich. Wir standen fast zwei Stunden in der knallheißen Sonne. Dabei haben wir einen Gesprächsfetzen unserer Standnachbarn aufgegriffen und verstanden, dass wir eine Ausreisegebühr von rund 60 Euro bezahlen müssten. Natürlich haben wir alle Restbestände Bolivianos ausgegeben. Artur hat dann noch einmal Geld am anderen Ende des Ortes abgehoben; es eilte ja nicht bei der Warteschlange. Endlich am Grenzposten angekommen, ging alles ganz schnell und OHNE Ausreisegebühr… Die fällt nämlich nur für US-Amerikaner an und nicht für alle Touristen. Rüber ging es zu Fuß nach Brasilien (ca. 500 Meter). Erster Schock: no Español! (Kein Spanisch) Zweiter Schock: no Ingles! (Kein Englisch). Na, das kann ja heiter werden. Wir haben uns zwar auf der Fahrt versucht, die üblichen Floskeln beizubringen, aber die Aussprache ist schon sehr unterschiedlich. Wir haben es trotzdem und mit Händen, Füßen und ein wenig Übersetzer-App über die Grenze geschafft. Wir sind bis nach Cuiabá gekommen. Das Tor zum nördlichen Pantanal Delta. Der Grund, warum wir nach Brasilien gereist sind!
Pantanal
Das Pantanal (portugiesisch: pântano, deutsch: Sumpf) ist das größte Binnenlandfeuchtgebiet der Erde. Es ist fast halb so groß wie Deutschland und ist etwa zu zwei Dritteln in Brasilien und zu einem Drittel in Bolivien und Paraguay. Bolivien bietet leider keine optimale Möglichkeit, das Pantanal zu besuchen. Paraguay steht bei uns aufgrund der verbleibenden Zeit nicht auf der Liste, und Brasilien hat die besagten zwei Zugänge, über den Norden des Pantanals und den Süden, jeweils mit unterschiedlicher Landschaft. Das Gebiet steht bis zu sechs Monate im Jahr völlig unter Wasser. Das Pantanal gehört zu den artenreichsten Gebieten der Erde, und hier findet sich die höchste Konzentration an Jaguaren auf unserem Planeten. Normalerweise hätte die Regenzeit im November schon begonnen, und wir könnten das Gebiet nicht mehr besichtigen, da sich die meisten Tiere durch die Wasserhöhe weiter ins Inland zurückziehen würden. Dieses Jahr ist aber vieles anders, dies liegt unter anderem an El Niño. Der Regen hat noch nicht eingesetzt, und wir konnten uns von der atemberaubenden Landschaft und den vielen Tieren mitreißen lassen… Oder war es doch nicht so?
Einer unserer Träume für unsere Reise war es, an diesem besonderen Ort Jaguare in freier Wildbahn zu sehen. Unterwegs haben wir vielen anderen Reisenden von unserem Plan erzählt, ins Pantanal zu reisen. Bis auf den lieben Leo (Volunteer bei PERÚ PURO) kannte es tatsächlich niemand, was uns sehr überrascht hat. Es liegt nicht auf den üblichen Reiserouten und ist dadurch auch sehr exklusiv. Der Preis für unseren dreitägigen Ausflug in das Sumpfgebiet hat uns fast umgehauen. Für uns hat es sich aber in jeder Hinsicht gelohnt, uns diesen Traum zu erfüllen…
Also rein ins Abenteuer:
Zunächst sind wir über eine geteerte Straße an einigen Gold- und Silberminen vorbeigefahren. Dadurch charakterisiert sich die sonst recht flache Landschaft teilweise durch sehr hohe Berge und „Abraum“. Hier durften wir schon einen ersten Eindruck des Artenreichtums gewinnen. Neben vielen Vogelarten haben wir auch ein erstes Capybara erspäht 😊. Das sind die größten Nagetiere der Welt.
Weiter ging es über den Transpantaneira Highway. Der Weg ins Pantanal nach Porto Jofre (wo der Jaguar National Park ist) besteht aus nur einer einzigen Straße, einer ca. 150 km langen Schotterpiste über teilweise sehr klapprig wirkende Holzbrücken. Es geht zunächst vorbei an unendlich lang wirkenden Feldern, auf denen Kühe weiden. Die Viehzucht ist eine der Haupteinnahmequellen dieser Region. Leider wird deshalb auch Brandrodung betrieben, um mehr Ackerfläche für die Viehzucht zu gewinnen…
So sind wir streckenweise ca. 20 Minuten mit dem Auto bei 30 km/h nur an Viehweiden vorbeigefahren. Hier befinden sich neben Rindern maximal noch ein paar Vögel auf den Weiden, aber sonst fast nichts. Für uns hat es sich sehr extrem angefühlt, das zu sehen.
… Apropos Brandrodung …
Dieses Jahr war es so trocken im Pantanal, dass es zu riesigen Bränden gekommen ist. Dies ist auf verschiedene Ursachen zurückzuführen (globale Erwärmung, El Niño, menschengemachte Brände).
2020 gab es schon mal einen riesigen Brand. Experten schätzen, dass dabei 17.000.000 Wirbeltiere dabei ums Leben gekommen sind also Tiere, die Knochen und Wirbel haben, wie zum Beispiel Vögel, Schlangen, Alligatoren, Affen, …
Links:
- Deutsch/German: Trauriger Rekord: Fast 4.000 Brände im Pantanal (wwf.de) )
- Englisch/English: Pantanal has record number of fire outbreaks in the first 20 days of November | WWF Brasil
Auf unserer Fahrt über den Transpantaneira Highway haben wir weite Teile dieser verbrannten Flächen passiert. Das deckte sich gar nicht mit unserer Vorstellung vom Pantanal. Das war ein sehr trauriges Bild. Wir waren sehr betroffen davon, wie viel wertvoller Lebensraum hier zerstört wurde.
In Porto Jofre angekommen, ging es zunächst in unser Quartier der nächsten zwei Tage: eine Kajüte auf einem alten Flussdampfer. Flussromantik pur, Traumsonnenuntergänge und -aufgänge garantiert. 😊 Nach einem leckeren Abendessen an Bord haben wir noch eine kleine Nachtsafari gemacht. Auch im Pantanal leben sehr viele Taranteln. Weiter unten mal ein paar Schnappschüsse.
Am nächsten Morgen ging es weiter auf dem Wasserweg zu einer besonderen Jaguar-Safari. Außerhalb der Saison waren wir fast alleine; uns sind insgesamt nur zwei andere Boote begegnet.
Der Beginn unserer Bootstour wurde leider sehr durch die große Brandzerstörung getrübt. Teilweise sind wir 40 bis 50 Minuten mit dem Boot gefahren und haben gesehen, wie einfach alles niedergebrannt war. Ein paar Bäume hatten teilweise wieder oder noch ein paar grüne Blätter, aber wie auf den folgenden Bildern zu sehen ist, sah die Landschaft nicht saftig grün und lebendig aus, sondern teilweise schwarz, verkohlt, karg und ohne Tiere. Wie es 17.000.000 Tiere sein konnten? Ob das nicht unrealistisch ist? Möglich, ABER: Im Pantanal leben z.B. etwa 35.000.000 Kaimane, welche dem Feuer hilflos ausgeliefert sind, vor allem wenn deren Seen ausgetrocknet sind. Außerdem gibt es weitere 60-100 Amphibien- und Reptilienarten und 650 Vogelarten. Nicht zu vergessen die 80 – 120 Säugetierarten, welche zu Fuß auch nicht schnell dem Feuer entfliehen können oder sich nicht über das Wasser auf das andere Ufer retten können. Das war so erheblich, dass wir das hier auch entsprechend verankern wollen.
Jetzt aber zu den fantastischen Eindrücken. Unsere Freundin Fiona hat uns in Sydney mit Herzblut von Riesenottern vorgeschwärmt. Als wir gehört haben, dass sie hier leben, haben wir uns richtig gefreut. Zwei Familien haben wir bei unserer Wassersafari gesehen. Sie machen außergewöhnliche Geräusche. Fantastisch – schaut mal.
Playlist
Wir sind um eine Ecke gebogen, und da war er, der erste Jaguar. Es war eine Jaguar-Dame, die nahe dem Ufer ein schattiges Plätzchen gesucht hat. Ein traumhaft schönes Tier, unbeschreiblich schön. Wir waren gut 20 Meter mit dem Boot von ihr entfernt und konnten sie eine Weile lang beobachten. Könnt ihr euch das vorstellen? Wir haben einen wilden Jaguar gesehen 😊 😊
Kurz danach haben wir an einer anderen Stelle einen zweiten Jaguar gesehen, ein Männchen namens Donal. Im Nachbarboot war eine Biologin vom Jaguar Identification Project, einer gemeinnützigen Organisation, die die Jaguare im Pantanal in ihrem Lebensraum kategorisiert, internationale Aufmerksamkeit für Jaguare generiert sowie lokale Erhaltungsprojekte unterhält. Den Jaguaren werden dabei Namen gegeben, und bei Sichtung werden sie dokumentiert. Unser Donal zum Beispiel hatte bei dem letzten Feuer im Jahr 2020 starke Verbrennungen an den Tatzen.
Hier gibt es mehr Infos zu dem Projekt und den Jaguaren:
Es war eine wunderbare Erfahrung auf der einen Seite. Auf der anderen Seite hat es uns die Verwundbarkeit der Natur gezeigt und zum Nachdenken angeregt. Auf unserer Weiterreise nach São Paulo ging es vorbei an riesigen Sojaplantagen… Das ganze Vieh, das auf den Weiden steht, muss ja auch gefüttert werden, da das Gras hier nicht so nährstoffreich ist oder es nicht genügend Gras für alle Tiere gibt. Ihr habt sicher auch schon von den Soja-Plantagen in Brasilien gehört? Wir haben sie gesehen… Auf unserer 32-stündigen Busfahrt von Cuiabá nach São Paulo. Mehr als 1600 km… Der Bus fuhr mit 80 – 90 km/h, und wir haben mit kurzen Unterbrechungen für Abfahrten oder kleinere Städte über Stunden nur Soja-Plantagen bis zum Horizont gesehen. Ungelogen, bis zum Horizont und wohl auch noch weiter. Das, was in Malaysia die Palmöl-Plantagen waren, sind hier im Teil von Brasilien die Soja-Plantagen.
São Paulo
Wir sind keine Fans von Großstädten, das wisst ihr schon. São Paulo ist aber auch keine reguläre Großstadt. Diese Stadt ist gigantisch. Hier leben geschätzt mehr als 12.000.000 Menschen. Das sind 12 Millionen Menschen auf einer Fläche von 1.521 km². Nur so als Vergleich… in Belgien leben etwas weniger als 12 Millionen Einwohner auf einer Fläche von 30.688 km². Umgerechnet bedeutet das: ca. 7.400 Einwohner pro km² in São Paulo im Verhältnis zu ca. 380 Einwohnern pro km² in Belgien. Immer noch kein Bild von der Größe? Schaut euch die Bilder an, vielleicht verdeutlicht das ein wenig, wie riesig diese Stadt ist!
In São Paulo waren wir nur eine Nacht, als Zwischenstopp in Richtung Ubatuba und Rio de Janeiro. Leider, gerne wären wir etwas länger hier verweilt. Hier haben wir uns ein wenig in der Altstadt umgeschaut. Was wir gesehen haben, hat uns richtig gut gefallen. Irgendwie hat die Stadt etwas, man könnte es als Shabby Chic beschreiben.
Uns sind herausragende Graffitis an den Häuserfassaden aufgefallen und sehr unterschiedliche Gebäudearchitekturen. Von portugiesischer Architektur bis hin zu hochmodernen Glasbauten. Die Menschen sind total divers, nichts lässt sich in bekannte Muster einsortieren. Das ist wirklich spannend. Jeder Mensch kann so rumlaufen, wie er möchte, ohne irgendwelche Blicke zu ernten. Es gibt verlassene Gebäude, die an die neuen Bundesländer nach der Wende erinnern. Leider gibt es aber auch sehr viele Obdachlose.
Um uns die Stadt von oben anzuschauen und auch nur einen Hauch von Idee über die Größe zu bekommen, sind wir auf die Aussichtsplattform des Santander Bankgebäudes gegangen. Santander kommt zwar aus Spanien, aber das Gebäude gehört heutzutage der Santander Brasil. Früher war es das Hauptgebäude der Bank des Staates São Paulo.
Ubatuba
Da, wo die Einwohner Rios und São Paulos Urlaub machen, sind wir richtig und haben mit den Einheimischen ein paar Tage entspannt ☺️ Es gibt hier 72 Strände und 10 Inseln, die teilweise noch ziemlich unerschlossen sind. Einen dieser Strände, der direkt am Urwald liegt, haben wir besucht, und Tatjana hat sich sogar getraut, baden zu gehen. 🙈 Zitat Artur: „Ich geh da nicht rein, das ist mir zu nah an der Antarktis. Das Wasser hat gefühlt 5 Grad Celsius!!!!“ Hier ein paar Impressionen von Ubatuba.
Rio de Janeiro
Hätte uns am Anfang der Reise jemand erzählt, dass wir auf dieser Reise den Zuckerhut, die Copacabana und die Jesusstatue besuchen werden, hätten wir es nicht für möglich gehalten. Jetzt können wir sagen: Wir waren hier. Wir haben Caipirinha am Strand der Copacabana getrunken, sind durch Leblon, Ipanema und Copacabana gelaufen und haben vergeblich vegane/vegetarische Restaurants mit gutem Essen gesucht. Dafür haben wir aber eine geführte Favela Tour gemacht! UND wir haben noch alle unsere Sachen 😉 Aber lasst uns einen Schritt zurückgehen und alles nach und nach erklären. In Rio, aber auch schon in São Paulo, ist uns aufgefallen, dass sehr viele VW Käfer und VW Bullis unterwegs sind.
Brasilien hat eine Liebesaffäre mit VW-Käfern. Man sieht sie überall. Aber wieso ist das so? Tatsächlich wurden bereits 1950 die ersten VW-Käfer nach Brasilien verschifft, und nur drei Jahre später wurde in Brasilien eine Produktion eröffnet. Die letzten Käfer liefen dort 1996 vom Band. Das Auto ist auch hier ein Klassiker und wird gut gepflegt. Er ist zwar sehr einfach ausgestattet, aber viel zuverlässiger als viele andere Autos in den steilen Gassen mit Kopfsteinpflaster. In manchen Städten gibt es pro 10 Einwohner sogar einen VW Käfer. Und noch ein Funfact: Viele Käfer fahren hier mit Ethanol, der aus Zuckerrohr gemacht ist. Der Grund dafür war die Ölkrise im Jahr 1970, wo die Verbrennermotoren auf Ethanol umgestellt wurden. Und auch der VW Bulli wurde hier noch bis ca. 1980 produziert und genießt einen Kultstatus ☺️
Wenn ihr die Stimmung in Rio etwas musikalisch nachfühlen möchtet:
Mit genau so einem Bulli sind wir zu unserer Favela Tour gestartet.
Favelas
An den Hügeln der Stadt ergießen sich hinunter bis zu einigen der reichsten Gegenden Rio de Janeiros, „Elendsviertel“. Die sogenannten „Favelas“ haben wir auch in den anderen südamerikanischen Großstädten gesehen und auch in anderen Entwicklungs- oder Schwellenländern. In Rio de Janeiro sind sie illegal und werden nicht von der brasilianischen Regierung unterhalten. Es sind überfüllte Slums, in denen eigene Gesetze gelten. Ihren Ursprung fanden sie im 19. Jahrhundert, wo sie nach der Abschaffung des Sklavenhandels von afrikanischen Sklaven errichtet wurden. Die Regierung hat ihre Anerkennung als rechtmäßige Siedlungen abgelehnt und damit auch die Versorgung mit kritischer Infrastruktur (Straßen, Wasser und Strom). Ab Mitte der 80er Jahre wurden die Favelas das Zentrum illegalen Drogenhandels unter der Herrschaft von Drogenbanden. Wie alles im Leben hat auch das zwei Seiten. Neben den kriminellen Machenschaften auf der einen Seite unterstützen die Drogenbanden eine Vielzahl von Sozialmaßnahmen. Sie unterstützen Menschen bei der Finanzierung von Beerdigungen, kaufen Schulbusse für die Kinder, finanzieren Projekte zur medizinischen Versorgung, zur Essensversorgung und Kinderheime sowie zur finanziellen Unterstützung lokaler Kinderfußballvereine, wie wir gelernt haben. Samba spielt in den Favelas eine große Rolle, und die meisten Tanzschulen, die bei der Rio Carnival Parade mitwirken, stammen aus den Favelas. Seit 1994 gibt es das Großprojekt Favela-Bairro, um eine Struktur in die Favelas zu bringen, und die Favelas werden umbenannt zu Bairros, das heißt zu offiziellen Stadtvierteln. Es gibt eine Müllabfuhr, Strom und Wasser von der Regierung. Ebenso wie Krankenhäuser und Schulen. Auf unserer Tour haben wir einen guten Einblick in das Leben in so einer Favela bekommen. Die Favela, die wir besucht haben, heißt Rocinha und wurde 1992 offiziell zum Bairro erklärt. 1998 war sie mit 200.000 Einwohnern die größte Brasiliens und die größte Südamerikas. Die einzigen Häuser, die hier eine offizielle Adresse haben, sind die, die an der Hauptstraße liegen. Alle anderen in zweiter, dritter, … zehnter Reihe sind zwar existent, haben aber keine Adresse. Post wird also an ein Geschäft an der Hauptstraße geschickt und dann von den Empfängern abgeholt. Wasser und Strom sowie Abwasser gibt es an fast jedem Haus. Durch die sehr engen und verwinkelten Gänge kommt es bei Regen aber regelmäßig zu Überflutungen und reißenden Strömungen, sodass die Menschen bei Regen meistens zu Hause bleiben. Unser Guide hat uns erklärt, dass aber auch hier der Drogenhandel eine große Rolle spielt, vielleicht kann ja Richter Gnadenlos hier Abhilfe schaffen 😉. P.S. ihn haben wir auf unserer Tour nicht getroffen.
Christus-Figur
Die große Christus-Figur ist das Wahrzeichen der Stadt und so ziemlich das erste, was von weitem zu sehen ist und wahrscheinlich vielen Menschen bei dem Gedanken an Rio de Janeiro in den Kopf kommt. Sie wurde zwischen 1922 und 1931 erbaut und 2007 als eines der 7 Weltwunder benannt. Mit ihren 30 Metern zzgl. 8 Meter Podest wacht sie über die Stadt. Aber warum gibt es sie eigentlich? Erstmalig entstand die Idee ihrer Erbauung im Jahre 1859 durch den französischen Priester Pierre-Marie Bos. Das Ganze wurde dann aber verworfen und 1921 wieder aufgenommen, durch den General Pedro Carolino Pinto wieder vorgelegt zur Feier der hundertjährigen Unabhängigkeit Brasiliens. Schließlich wurde das Monument über einen Zeitraum von 5 Jahren (1926-1931) unter der Leitung des Architekten Heitor Levy erbaut, nachdem es durch den französischen Bildhauer Paul Landowski als Modell entwickelt wurde. 1927 wurde entschieden, das Monument mit einem Mosaik zu überziehen. Es schützt die Statue vor Hitze, Kälte und Erosion. Wenn ihr auf den Bildern genau hinschaut, erkennt ihr die kleinen Steinchen. Außerdem konnten wir aus der Nähe auch ein kleines Herz auf seiner Brust erkennen.
Zuckerhut
Natürlich waren wir auch auf dem 396 Meter hohen Zuckerhut, das war mega. Es geht mit zwei Gondeln bis zur Spitze vom Zuckerhut. Das war wirklich abenteuerlich, zumindest für Tatjana. Von hier aus hatten wir einen tollen Panoramablick auf die Copacabana, Ipanema und das Zentrum von Rio de Janeiro. Wir haben lange die Aussicht genossen, ein Blick, der sich eingebrannt hat. Oben auf der Bergspitze leben kleine Affen, Echsen und Kondore lassen sich von der Thermik am Berg treiben. Definitiv ist dies ein besonderer Ort mit einer tollen Energie. Schaut selbst 😊
Carneval in Rio
Jedes Jahr wird in Rio de Janeiro Karneval gefeiert. Der Hauptfokus liegt hierbei auf der Rio Samba Parade – einem heißen Wettbewerb zwischen den Samba-Schulen der Stadt. Das ist ein super Ereignis, und jede der Samba-Schulen hat zwischen 3.000 und 6.000 Mitglieder. Jede Schule wird in zehn Kategorien bewertet. Für jede Kategorie gibt es wiederum 4 Richter. Die 40 Richter sitzen in Ständen entlang der Route. Wir waren leider nicht zur Karnevalszeit vor Ort, sie ist in der Regel im Februar. Dafür sind wir am großen Sambódrom vorbeigefahren, und ein paar im Bau befindliche Karnevalswagen konnten wir auch sichten. Da konnten wir schon ein Gefühl dafür entwickeln, wie eindrucksvoll dieses Fest sein muss.
Uns ist aufgefallen, dass die brasilianische Bevölkerung sehr divers ist und in kein einziges Muster einzuordnen ist. Anscheinend sind deshalb auch die brasilianischen Pässe auf dem Schwarzmarkt ein Vermögen wert. Aber wieso ist die Bevölkerung eigentlich so divers? Das hat unter anderem mit Brasilien als Kaffeerepublik zu tun. Die Kaffeebohne hat seither einen großen Einfluss auf das Leben in Brasilien, seiner Menschen, der Politik und natürlich der Wirtschaft. Heute ist Brasilien der größte Kaffeeexporteur der Welt, mit jährlich ca. 3,6 Millionen Tonnen (das schwankt natürlich). Im 19. Jahrhundert wurde sogar ein Schienennetz durch Brasilien für den Transport des Kaffees zu den Exporthäfen erbaut. Und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden 1,5 Millionen Sklaven aus Afrika nach Brasilien gebracht, die auf den Kaffeeplantagen arbeiten sollten. Nachdem der Sklavenhandel in Brasilien endgültig abgeschafft wurde (1850), nahmen die Plantagenbesitzer Einwanderer aus Deutschland, Portugal und Italien als Arbeiter auf. Das ist der Grund dafür, warum sich die brasilianische Bevölkerung als eine echte Mischung von Menschen darstellt.
Ilha Grande
Nach dieser wunderbaren Zeit in Rio stand Weihnachten vor der Tür. Für uns war es dieses Jahr ein anderes Weihnachten, wer hätte es gedacht 😉. Nicht -10 Grad oder Regen, keine Weihnachtsmärkte oder leckeres Gebäck. Dafür Sonne, Strand und Meer. Wir haben uns dafür die wunderschöne Ilha Grande ausgesucht, ein tropisches Paradies an der brasilianischen Küste in der Nähe von Rio mit dichtem Dschungel. Das Besondere hier: Es gibt keine Autos, nur entspannte Stimmung und Natur pur. Um doch ein bisschen Weihnachtsstimmung aufkommen zu lassen, haben wir uns auf gute alte deutsche Traditionen besonnen. Kartoffelsalat (nach Rezept von Tatjanas Tante Gitti) und Schweizer „Wiener Würstchen“. Die Zutaten hatten wir bereits in Rio in einem Biomarkt gekauft und haben es tatsächlich geschafft, die Kartoffeln zweimal stehen zu lassen. Glücklicherweise konnten wir sie auf der Insel in einem Supermarkt nachkaufen. Dazu gab es eine ziemlich coole Weihnachtsplaylist von den Pioneers of Change, die wir euch hier verlinken.
Ansonsten war da nicht so wirklich Weihnachtsstimmung, wie wir sie kennen. Eher Partylaune im großen Familienkreis der Brasilianer bzw. viele internationale Reisende haben in den Bars gefeiert.
Iguazu
Am Ende unserer Südbrasilien-Tour haben wir die Iguazú-Wasserfälle an der Grenze zu Argentinien besucht. Sie sind einfach der Wahnsinn! Hier stürzen sich über 270 Wasserfälle den Fluss Iguazú hinunter, besonders der „Teufelsrachen“ mit seinen ca. 80 Metern war sehr beeindruckend. Wir haben beide Seiten, die brasilianische und die argentinische Seite, besichtigt. Auf der argentinischen Seite sind wir mit einer kleinen Bahn zu den Wasserfällen gefahren. Alle Teile konnten wir leider nicht besichtigen, weil es vor kurzem hier Erdrutsche gab. Deshalb war manches abgesperrt. Der Blick auf die Wasserfälle ist von beiden Seiten sehr unterschiedlich, aber beides toll. Wasserfällen sagt man nach, dass sie besondere Kraftorte sind, an denen eine Verbindung zu anderen Sphären und spirituellen Energien möglich ist. Von einigen in der Nähe lebenden indigenen Völkern werden die Iguazú-Wasserfälle deshalb als heilige Stätte betrachtet. Die Energie der gewaltigen Wasserkraft ist in jedem Fall deutlich zu spüren und hat uns ein reinigendes Gefühl vermittelt. Bilder können dieses Naturwunder schwer erfassen, aber wir haben auch ein paar Videos gemacht 😊. Auch von den süßen Nasenbären und Schmetterlingen, die hier leben.
Hier die Bilder und Videos von den Iguazú-Wasserfällen in Brasilien:
Playlist
Und die Bilder und Videos von den Wasserfällen aus Argentinien
Playlist
Special Content 🙂
Das lange Warten auf diesen Artikel muss sich ja gelohnt haben! Deshalb gibt es hier ein Spezial! Nur für euch, eine kleine Auswahl an den Lieblingsschuhen der Brasilianer:innen. Und das war alles an einem Tag
Hallo liebe Tatjana und lieber Artur,
erst einmal Danke für die tolle Fortsetzung Eures Reisebericht und die phantastischen Bildern.
Es ist einfach herrlich Euch auf dieser Reise zu begleiten und Ihr macht es so ausführlich und mit den vielen Bildern können wir es uns gut vorstellen wie begeistert Ihr von diese Reise seid.
Mama und Wilfried